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Zwischen Selbstzweifel und dem Mut, sich zumuten zu dürfen

Hast du schon mal im Regen getanzt, bist durch Pfützen gesprungen oder einfach laut gejauchzt, weil du gerade eine wundervolle Nachricht erhalten hast?

Wenn nicht, ist dir dieses innere Schwanken – soll ich oder soll ich nicht. An einem Tag fühlst du dich laut, fordernd, emotional – vielleicht sogar „zu viel“. Am nächsten Tag schleicht sich leise der Gedanke ein: Ich bin nicht genug. Nicht klug genug. Nicht schön genug. Nicht ruhig genug. Nicht…
Diese Ambivalenz begleitet viele Menschen – vor allem jene, die sich mit sich selbst, ihrer Entwicklung und ihrem Platz in der Welt bewusst auseinandersetzen. Doch woher kommen diese Zweifel? Und wie können wir mit ihnen umgehen, ohne uns selbst ständig infrage zu stellen?

Die psychologische Wurzel von Selbstzweifel

Aus Sicht der Psychologie ist unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit eines der stärksten menschlichen Grundbedürfnisse. Der amerikanische Psychologe Abraham Maslow ordnete es in seiner Bedürfnispyramide direkt nach den physiologischen und Sicherheitsbedürfnissen ein. Wer dazugehören will, richtet sich bewusst oder unbewusst danach aus, was akzeptiert wird – und passt sich an.

Dabei entwickeln wir früh sogenannte Überlebensstrategien:
Wir lernen, lieb und angepasst zu sein, um Ablehnung zu vermeiden.
Oder wir überkompensieren, sind laut, erfolgreich, leisten viel – um endlich als wertvoll gesehen zu werden.

Beide Strategien führen uns in die gleiche Falle: Wir verlieren den Kontakt zu unserem wahren Wesen. Und es entsteht die Angst, „zu viel“ oder „nicht genug“ zu sein.

Die spirituelle Perspektive: Die Sehnsucht nach Rückverbindung

Meine persönliche Überzeugung ist: Wir alle stammen aus einer Seelenfamilie – einer Ebene, in der bedingungslose Liebe, Annahme und Verbindung herrschen. Wenn wir als Mensch reinkarnieren, durchlaufen wir ein „Vergessen“. Wir kommen in eine Welt, die von Bewertungen, Vergleichen und Trennung geprägt ist. Die menschliche Gesellschaft spiegelt uns oft nicht unsere Ganzheit, sondern unsere Abweichung vom sogenannten Normalen.

Die Folge: Wir sehnen uns zutiefst nach dieser ursprünglichen Zugehörigkeit, können sie jedoch im Aussen selten finden. Das führt zu einem tiefen inneren Konflikt: Wir wollen dazugehören, müssen uns dafür aber verstellen, anpassen oder verstecken.

Warum wir uns nicht zumuten – und was es mit Kommunikation zu tun hat

In meiner Arbeit als Kommunikationsfachfrau und Wegbegleiterin beobachte ich immer wieder: Die Angst, sich zumuten zu „dürfen“, ist eng verknüpft mit der Angst vor Ausschluss.
Wer offen seine Meinung äussert, seine Emotionen zeigt, seine Sensibilität lebt, läuft Gefahr, nicht verstanden oder abgelehnt zu werden.
Also schweigen wir. Wir vermeiden Konfrontation. Wir „funktionieren“.

✋🏼 Doch halt: Was heisst hier eigentlich „zumuten“? Was denken wir, was wir anderen „zumuten“, wenn wir einfach uns selbst sind? Wenn wir fröhlich, humorvoll und sympathisch mit dem Gegenüber umgehen? Wenn wir unsere Meinung äussern und dazu stehen? Wenn wir auch einmal unbequem sind und einen Konflikt nicht scheuen?

💥 Stell dir an diesem Punkt die Frage, ob du dich, dir selbst zumutest? Liebst du es zu sein, wie du bist, wenn du dich frei, sicher und geliebt fühlst? Wie sieht das aus?

Zeigen wir uns in unserer ganzen Wahrheit und Grösse, kann dies andere Menschen ängstigen und sie gehen zum Angriff über. Ruhen wir dann nicht stabil in uns, geraten wir ins Flattern wie eine Fahne im Wind.

Und genau dies führt uns weiter weg von wahrer Verbindung – sowohl zu anderen, doch vor allem zu uns selbst. Dich anderen nicht zuzumuten kommt einem Verrat an dir selbst gleich.

Wie wir innere Sicherheit entwickeln – Impulse aus der Coachingpraxis

Der Schlüssel liegt in der Rückverbindung zu dir selbst. Hier einige Impulse aus der Coachingpraxis:

1. Innere Beobachterin aktivieren

Werde dir bewusst, wann du dich „zu viel“ oder „nicht genug“ fühlst. Welche Situationen lösen diese Gedanken aus? Was geschieht in deinem Körper, in deinem Inneren?
Diese Achtsamkeit ist der erste Schritt zur Veränderung.

2. Das Kind in dir verstehen

Unsere tiefsten Ängste stammen oft aus frühen Erfahrungen: Vielleicht wurdest du getadelt, wenn du laut warst. Oder ignoriert, wenn du traurig warst.
Heute bist du erwachsen. Du darfst dir selbst geben, was du damals vermisst hast: Anerkennung, Trost, Ermutigung.

3. Zugehörigkeit im Innen finden

Übe dich darin, in dir selbst „zu Hause“ zu sein. Rituale wie Meditation, Schreiben oder Körperarbeit helfen, wieder mit deinem inneren Raum in Verbindung zu treten.
Erkenne: Du bist verbunden – mit dir, mit deinem Ursprung, mit etwas Grösserem. Du musst es im Aussen nicht beweisen.

4. Emotionale Kommunikation üben

Beginne im Kleinen, dich mitzuteilen. Sag, wenn dich etwas freut – oder verletzt. Übe dich in Ich-Botschaften: „Ich fühle…“, „Ich brauche…“.
Authentische Kommunikation schafft echte Verbindung – gerade weil sie berührt.

5. Werte statt Bewertungen

Statt dich zu fragen, ob du gut oder schlecht bist, frage dich: Lebe ich meine Werte? Bin ich mir treu?
Menschen, die nach ihren inneren Werten handeln, strahlen eine stille Sicherheit aus – unabhängig von äusserer Bestätigung.


Fazit: Du bist weder zu viel noch zu wenig – du bist DU

Zwischen „Ich mute mich zu“ und „Ich genüge nicht“ liegt ein Raum. In diesem Raum darfst du dich entfalten, hinterfragen, neu erfinden – und gleichzeitig wieder bei dir ankommen.

Wir alle gehören zu einem grossen Ganzen. Und genau deshalb: Du darfst dich zeigen. So wie du bist. Mit allem, was du bist.


Wenn du Lust hast, diesen Weg nicht alleine zu gehen, begleite ich dich gerne – mit einem offenen Ohr, einem klaren Blick und der Überzeugung, dass Entwicklung möglich ist.
Denn manchmal genügt es, gesehen zu werden – um sich selbst wieder zu erkennen.


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Katia Corino

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